Degkwitz: „Leerstände und Umnutzung von Gebäuden und Flächen erfordern gemeindliche Einmischung“
Der Haustürwahlkampf schärft den Blick für den Ort, vor allem für die Ortskerne. Hier zeigt sich der Strukturwandel deutlich. Wie können ehemals landwirtschaftliche genutzte Gebäude und Flächen die heutigen Anforderungen erfüllen? Wie kann gegengesteuert werden, wenn sich Leerstände entwickeln? Für Bürgermeisterkandidatin Christa Degkwitz ist klar: „Wenn wir wollen, dass dieser Strukturwandel eine gute Richtung nimmt, muss sich die Gemeinde in den Prozess einbringen.“
Eines der Themen, das an den Haustüren der Ortskerne zur Sprache kam, war die Belastung ungenutzter großer Nebengebäude wie Scheunen durch die Neufestsetzung der Grundsteuer. „Ein Thema der Finanzpolitik in Bund und Land, keines, das die Gemeinde beeinflussen kann“, so Degkwitz. „Solange solche Gebäude ungenutzt bleiben, kann nur geraten werden, sie nicht als Nutzflächen anzugeben. Denn das ist die steuerlich teurere Variante. Generell aber sollte es im Interesse der Gemeinde sein, dass ehemalige landwirtschaftliche Anwesen in den Ortskernen einer neuen Nutzung zugeführt werden.“
Das gilt auch für den zweiten Ausdruck struktureller Veränderungen vor allem in den Ortskernen: Leerstände. Auch hier trägt die Gemeinde keine Verantwortung. Dennoch sollte es für sie Thema sein. „Wir wissen, dass das Wachsen in die Fläche, zumal in Echzell, endlich ist. Deshalb muss bestehender Wohnraum, besonders in den Ortskernen, für eine künftige Nutzung mobilisiert werden. Dort, wo das nicht gelingt, im Fall von Leerständen, müssen wir aktiver werden. Hier sind wir im Übrigen nicht allein. Alle Wetterauer Kommunen sind mit dem Thema konfrontiert. Und es gibt überörtliche Werkzeuge und Netzwerke. Dazu gehört das Potenzialflächenkataster des Landes, die Dorfakademie der Wetterauer Wirtschaftsförderung, das Kompetenznetzwerk Innenentwicklung, an dem auch der Kreis beteiligt ist. Sie alle können wir nutzen.“
In Betracht ziehen sollte man auch einen unkonventionellen Ansatz. Im Kreistagsausschuss Regionalentwicklung stellte kürzlich die Denkmalagentur des Kreises Marburg-Biedenkopf ihre Arbeit vor. Zwar ging es dabei um denkmalgeschützte Gebäude. Die Vorgehensweise aber lässt sich auch auf den Umgang mit Leerständen übertragen. Degkwitz: „Es geht dabei darum, die Leute aufzusuchen, denen leerstehende Gebäude gehören. So lassen sich die spezifischen Probleme kennenlernen, die zum Leerstand führen. Im Fall der Denkmalagentur Marburg-Biedenkopf macht das ein Architekt, der Behörden, Fördergeber und Handwerksbetriebe kennt. So lassen sich Leute, Geld und behördliche Entscheidungen zusammenbringen und auch in schwierigen Fällen Lösungen finden.
„Echzell“, resümiert Degkwitz, „wird das in dieser Weise nicht können. Aber das Beispiel zeigt, wie ein aktives Kümmern in Verbindung mit überörtlich vorhandener Kompetenz ein Schlüssel sein kann, um mehr zu bewirken. Nicht zuletzt ist die Gemeinde kürzlich der neuen Wohnungsbaugesellschaft des Kreises beigetreten. Auch sie kann bei der Umnutzung von Gebäuden zu Wohnzwecken ins Spiel kommen. Sie bezuschusst interessierte Investoren, wenn sie sich verpflichten, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Erhaltung und Zukunftsfähigkeit der Ortskerne ist kein Selbstläufer. Deshalb sehe ich es als Pflicht, aber auch als große Chance der Gemeinde an, sich hier stärker einzumischen.“
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