Wetterauer Zeitung: https://www.wetterauer-zeitung.de/wetterau/echzell-ort848699/gemeinde-soll-sich-einschalten-93680118.html
Bürgermeisterkandidatin Christa Degkwitz bewertet die verfahrene Situation
Die vom Verwaltungsgerichtshof Kassel endgültige abgewiesene Beschwerde des BUND gegen die Nachvollziehbarkeit einer nachgereichten Flora-Fauna-Habit-Verträglichkeitsprüfung ändert in Sachen Amazon-Gelände wenig. Amazon hat den Plan des Verteilzentrums in Grund-Schwalheim schon vor mindestens zwei Jahren aufgegeben. Bekannt wurde das aber erst vor Kurzem. Aktuell schwelt noch der Streit mit dem Logistikentwickler Garbe über die Kosten des Ausstiegs aus dem gemeinsamen Vorhaben. Bei Nicht-Einigung entscheidet im Mai das Landgericht Gießen. Da das zu 70% fertige Gebäude dort extra für die Bedürfnisse von Amazon errichtet wurde, ist eine alternative Nutzung schwer denkbar. Es droht eine vor sich hin rottende Bauruine.
„Die Gemeinde Echzell hat zwar schon lange keinen Einfluss mehr auf die dortige Entwicklung“, so Bürgermeisterkandidatin Christa Degkwitz. „Das drohende Szenario eines ungenutzten, verfallenden Geländes aber ist in niemandens Interesse – schon gar nicht in dem der Gemeinde. Deshalb fällt aus meiner Sicht der Gemeinde die Rolle zu, sich aktiv in den Prozess einzuschalten. Wenn die Streitigkeiten zwischen Garbe und Amazon beigelegt sind, hat Garbe bzw. dessen Unterkonstrukt 96. Logimac ein nicht verwertbares Gelände am Bein. Auch wenn es bisher offenbar nicht einfach war: Wir werden mit Garbe reden müssen, um deren Vorstellungen auszuloten und unsere einzubringen.“
„Unser Interesse sollte sein“, so Degkwitz, „dass auf dem Gelände wieder etwas geht.“ Dabei erscheint das inzwischen entstandene Gebäude als das wohl größte Problem. Da die Fertigstellung des Baus und eine Nutzung unwahrscheinlich ist, müsste es abgerissen werden. Wer aber soll die Kosten dafür tragen? Christa Degkwitz: „Hier könnte sich die Gemeinde einbringen, da sie noch eine beträchtliche Summe aus städtebaulichen Verpflichtungen zu erhalten hat. Ob das zum Erfolg führt, kann ich nicht sagen. Aber alles spricht dafür, das Gespräch mit Garbe zu suchen – vielleicht sogar zusammen mit dem Kreis, der Wirtschaftsförderung und dem Regionalverband. Garbe hat nichts von einem unverwertbaren Areal. Sie haben auch nichts davon, wenn ihr Name in Verbindung mit einer zerfallenden Bauruine steht. Wir sollten daher offensiv mit der eingetretenen Lage umgehen.“
Degkwitz plädiert zudem dafür, aus dem gescheiterten Projekt Konsequenzen zu ziehen. „Das gilt sowohl für eine mögliche Neu-Entwicklung in Grund-Schwalheim als auch für mögliche künftige Gewerbegebiete. Als Kommune müssen wir in Zukunft darauf achten, unseren Einfluss möglichst lange aufrechtzuerhalten. Ich spreche mich für eine kleinteiligere Entwicklung aus. Statt nur eines großen Unternehmens sollten vor allem kleinere, ortsansässige Betriebe zum Zuge kommen können. Dann ist die Kommune auch nicht von einem einzelnen Unternehmen abhängig wie im Fall Amazon in Grund-Schwalheim.“
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