Windkraft als Chance, die Echzeller Finanzen zu verbessern
Bürgermeisterkandidatin Degkwitz will Gemeindeöffnungsklausel nutzen
Das wohl größte Problem Echzells ist seine finanzielle Situation. Seit 2023 weisen die Haushalte einen Fehlbedarf auf. Für den Haushalt 2025 verschärfte sich die Lage durch die Erhöhung der Kreis- und Schulumlage um 840.000 €. Vor allem deshalb mussten Grund- und Gewerbesteuern deutlich erhöht werden. Das bedeutet eine Mehrbelastung von gut einer Mio. €. für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Gewerbetreibenden. Der Haushalt bleibt dennoch defizitär. „Wir müssen uns also überlegen“, so Bürgermeisterkandidatin Christa Degkwitz, „wie wir neue Einnahmequellen erschließen können.“
Hier kommt eine Gesetzesänderung zur Windkraft ins Spiel. Ihr Ausbau wurde bislang in Form der Ausweisung von Vorranggebieten geregelt. Nur dort konnten Windkraftanlagen errichtet werden. Vorranggebiete in der Nähe sind der Winterstein oder ein Gebiet zwischen Melbach und Wisselsheim. Nach Beginn des Ukrainekriegs aber hat der Bund beschlossen, die Energiewende zu forcieren. Im Rahmen einer Gemeindeöffnungsklausel darf Windkraft nun auch außerhalb von Vorranggebieten geplant und errichtet werden. Natürlich müssen auch dabei alle Genehmigungsverfahren, Umweltprüfungen eingehalten werden. „Das“, so Degkwitz, „könnte eine große Chance für Echzell sein. Potentielles Gebiet wäre der Echzeller Wald. Die Flächen gehören der Gemeinde. Es könnten so jährlich hohe Einnahmen erzielt werden. Mit rund 200.000 € pro Anlage und Jahr ist zu rechnen.“
„Natürlich lässt sich das nicht einfach so umsetzen. Wir bräuchten Projektierer, die die Idee und den Standort interessant finden, und bereit wären, zu investieren. Auf der anderen Seite müsste sich die Gemeinde auf der Ebene der Regionalplanung um eine Änderung der Flächennutzungsplanung kümmern. Und es müsste eine Bauleitplanung gemacht werden. Das aber setzt voraus, dass Echzell das überhaupt will. Windkraft ist ein sensibles Thema. Das kann nur funktionieren, wenn breite Mehrheiten dahinterstehen. Sowohl in der Gemeindevertretung als auch bei den Bürgerinnen und Bürgern. Dass es ohne deren Zustimmung nicht geht, hat das Bürgerbegehren zum Zukunftspark gezeigt.“
Degkwitz fasst zusammen: „Da Echzell überlegen muss, wo es zusätzliche Einnahmen herkriegt, sollten wir über die Möglichkeiten diskutieren, die erneuerbare Energien uns bieten. Dabei hat die Windkraft das bei weitem größte finanzielle Potential. Aber auch Freiflächenphotovoltaik ist eine Möglichkeit. In Nachbargemeinden lässt sich sehen, wie Planungen dazu vorangetrieben werden. Dabei erzielt die Gemeinde den größten Nutzen immer dann, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien auf Flächen der Gemeinde erfolgt.“
„Es kann sein“, so Degkwitz abschließend, „dass diese Ideen sich in der praktischen Prüfung oder Umsetzung als nicht machbar erweisen. Aktuell aber sind sie Chancen, denen die Gemeinde unbedingt nachgehen sollte. Es wäre aus meiner Sicht jedenfalls fahrlässig, es nicht zu tun.“
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